Fahrradparken & Radständer in den Stadtteilen mit aktiver Bürgerbeteiligung
Kurzbeschreibung - Um was geht's genau?
In Nürnberg erlebt der Radverkehr einen Aufschwung dank der innovativen Radverkehrsstrategie "Nürnberg steigt auf". Ein wichtiger Bestandteil dieser Initiative ist die Verbesserung der Fahrradabstellmöglichkeiten. Früher waren Fahrradständer oft nur vereinzelt oder an zentralen Orten zu finden, doch seit 2013 werden **systematisch dezentrale Abstellflächen **mit durchschnittlich drei Bügeln pro Standort in definierten Gebieten geschaffen.
Die Idee hinter dem Projekt ist, insbesondere in historisch geprägten Vierteln, wo Abstellmöglichkeiten Mangelware sind, kurze Wege zu Fahrradabstellanlagen zu gewährleisten. Durch den gezielten Ausbau von Radständern in verschiedenen Stadtteilen wird der Zugang zum Fahrrad erleichtert. Dies senkt den Widerstand, ein Fahrrad zu nutzen, und fördert damit aktiv den Radverkehr.
Die Bürgerinnen und Bürger sowie verschiedene Akteure wie Stadtteilkoordinator:innen oder Quartiersmanagement, Wohnungsbaugesellschaften, Bürgervereine, Radverkehrsverbände, Glaubensgemeinschaften etc. werden aktiv in das Projekt eingebunden. Die Ortskenntnisse der Bürgerinnen und Bürger helfen dabei, das Angebot an Fahrradabstellplätzen praxisnah und bedarfsgerecht zu gestalten. Eine Online-Beteiligung ermöglicht es der Bevölkerung, ihre Vorschläge und Meinungen einzubringen und so das Angebot noch alltagstauglicher und bedarfsgerechter zu gestalten. Die Multiplikatoren unterstützen das Projekt, indem sie über ihre Kanäle über das Projekt informieren und so möglichst viele Bürgerinnen und Bürger erreicht und über die Möglichkeit der Teilnahme an der Online-Beteiligung informiert werden.
In Nürnberg wurde das Projekt bisher in sieben Stadtgebieten erfolgreich durchgeführt. Die Größe des Projektgebiets lag im Schnitt bei 1,6 km². Durchschnittlich wurden von der Verwaltung rund 100 Standortvorschläge in die Online-Beteiligung eingebracht und von den Bürger:innen durchschnittlich rund 90 weitere Standortvorschläge gemacht. Am Ende wurden in den Projektgebieten im Schnitt an rund 120 Standorten etwa 420 Bügel aufgebaut.
Die Umsetzung des Projekts umfasst:
- die Erfassung vorhandener Radständer im Projektgebiet sowie Zählung aller im öffentlichen Raum abgestellten Fahrräder,
- die Suche neuer potenzieller Standorte für Radständer sowie die stadtinterne und ressortübergreifende Abstimmung dieser,
- eine Online-Partizipation der Bürger:innen mit Bewertung der Standortvorschläge und der Möglichkeit, eigene Standorte vorzuschlagen,
- die Prüfung der von den Bürger:innen vorgeschlagenen Standorte auf ihre Umsetzbarkeit inkl. stadtinterner und ressortübergreifender Abstimmung der Standorte,
- den Aufbau der Radständer an den möglichen Standorten.
Zeitlicher Ablauf eines Teilprojekts:
- Vorlauf und Planung, inkl. Online-Beteiligung und Festlegung Standorte: ca. 9 - 12 Monate*
- Bauliche Umsetzung: ca. 8 - 10 Monate**
Hinweise:
* Das Projekt läuft neben anderen Projekten und dem Alltagsgeschäft. Wenn ausreichend personelle Ressourcen vorhanden sind, könnte es vermutlich auch in kürzerer Zeit geleistet werden. Gewisse "Wartezeiten" bspw. im Rahmen des Abstimmungsverfahrens zu den Standorten oder während der Online-Beteiligung bleiben jedoch bestehen.
** Die Bügel werden von unserem Eigenbetrieb Servicebetrieb "Öffentlicher Raum" (SÖR) je nach Kapazitäten stückweise aufgebaut. Der Zeitraum könnte verkürzt werden, wenn der Aufbau am Stück erfolgt.
Kosten eines Teilprojekts (Durchschnittswerte aus den bereits durchgeführten Teilprojekten):
- Werbung: ca. 6.000 €
- Material und Aufbau pro Bügel: ca. 150 - 200 € je nach Typ und Aufwand bei durchschnittlich 420 Bügeln im Projektgebiet: ca. 84.000 € pro Teilprojekt
Weitere Informationen gibt es hier auf der Webseite des Projekts Radständer für die Stadtteile.
Mehrwerte – Was bringt's?
- Die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Online-Partizipation führt zu hoher Akzeptanz bei allen Akteuren.
- Die Projekte können rasch geplant und umgesetzt werden.
- Wenn der Zugang zum Rad leichter ist, steigt die Lust, es häufiger zu nutzen, der „Fahrtantrittswiderstand“ wird gesenkt.
- Aufwertung des Verkehrsmittels Rad durch die Bereitstellung einer flächendeckend präsenten Infrastruktur. Dies signalisiert: „Radfahrer sind willkommen“.
- Erhöhung des Radverkehrsanteils zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs. Damit verbunden ist die Senkung der Lärm- und Abgasbelastung für die Wohnbevölkerung.
- Ordnen des Fahrradparkens, da das wilde Abstellen von Rädern andere Verkehrsteilnehmer einschränkt, insbesondere Zufußgehende.
- Erhöhung der Verkehrs- und Diebstahlsicherheit. Fehlt es an diebstahlsicheren Abstellmöglichkeiten, wird oft lieber ein altes Rad benutzt. Alte Räder sind jedoch in der Regel weniger verkehrssicher als neue Räder.
Umsetzung – Tipps für andere Kommunen
- Die ressortübergreifend Abstimmung im Projekt ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
- Eine Online-Beteiligung sollte nur für Standorte erfolgen, die auch umsetzbar sind.
- Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung inklusive ausführlicher Information zu allen Vorschlägen hinsichtlich Umsetzungsentscheidung sollte möglichst zeitnah bearbeitet und kommuniziert werden.
- Möglichst zeitnahe bauliche Realisierung der umsetzbaren Standorte.
Erfahrungen – Was wurde gelernt?
Was lief besonders gut?
- Das Projekt startete 2013 und hat sich in Nürnberg nachhaltig etabliert und bewährt.
- Die Online-Beteiligung führte und führt zu hoher Akzeptanz bei Bürger:innen, Politik und Öffentlichkeit.
- Das Verfahren ist einfach umsetzbar.
- Das Projekt ist sichtbar, greifbar und nutzbar.
- Unsere Marketingaktion "Sattelbezüge" funktioniert hervorragend (Es werden Sattelbezüge, die auf die Bürgerbeteiligung hinweisen, auf alle zugänglichen Fahrräder im Projektgebiet aufgezogen).
- Plakataktionen, Presse, Newsletter, Multiplikatoren und Social-Media flankieren wirkungsvoll die Projekte.
Was würdest Du rückblickend betrachtet anders machen?
- Anfänglich war der lokale Einzelhandel beteiligt als Abgabepunkt für Vorschläge und Durchführung eines Gewinnspiels, um die Bürger:innenbeteiligung zu fördern. Das hat sich als zu aufwendig herausgestellt, im Verhältnis zum Nutzen.