Mehrwegsystem einführen
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- Bitte berücksichtigen: Wir treffen hier nur grobe und allgemeingültige Einstufungen, die von spezifischen Projektergebnissen abweichen können. Wir wollen eine erste Indikation geben. Praxisnäher sind oft die Erfahrungen aus den Beispielen unten.
- Die folgenden Inhalte wurden vom GovShare-Content-Team sorgfältig und mit hohem Recherche-Aufwand für Euch zusammengetragen.
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- Müllvermeidung in Kommunen - Mehrwegsysteme für Speisen und Getränke zum Mitnehmen, Umweltbundesamt, 2021
- Mehrweg für Städte & Kommunen, WWF, Webseite abgerufen am 29.10.2024
- Mehrweg in der Takeaway-Gastronomie, ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung, 2022
Kurzbeschreibung - Um was geht's genau?
Der so.g. "außer-Haus-Verzehr" in Restaurants und im Einzelhandel hat kontinuierlich zugenommen, was zu steigenden Abfallmengen von Einwegverpackungen führt. Mehrwegverpackungen für Getränke und Speisen sind die Antwort darauf. Dabei wird unter Mehrwegverpackung eine Verpackung verstanden, die dazu konzipiert und bestimmt ist, nach dem Gebrauch mehrfach zum gleichen Zweck wiederverwendet zu werden und deren tatsächliche Rückgabe und Wiederverwendung durch eine ausreichende Logistik ermöglicht sowie durch geeignete Anreizsysteme, in der Regel durch ein Pfand, gefördert wird.
Mehrwegverpackungen stellen bei einer hinreichenden Zahl von Nutzungszyklen eine ökologischere Alternative dar. In Bezug auf die Emissionen von Treibhausgasen reichen in der Regel 10 bis 15 Nutzungen einer Mehrwegverpackung aus, um gegenüber der Einwegverpackung aus Kunststoff oder Aluminium eine positive Bilanz zu erreichen. Bei anderen Umweltauswirkungen können unter Umständen mehr Nutzungszyklen erforderlich sein, um die ökologische Nutzenschwelle zu erreichen.
Kommunen können die Verbreitung von Mehrweglösungen in unterschiedlicher Weise aktiv werden:
- Initiierende Unterstützung
- Die kommunale Abfallwirtschaft kann Impulsgeber sein, damit sich eine Kommune mit Mehrweglösungen für den Außer-Haus-Verzehr beschäftigt. Sie kann selbst ein lokales Mehrwegpfandsystem betreiben, eine zusammen mit einem Mehrwegsystemanbieter gründen oder durch z.B. einen Ratsbeschluss sich auf einen vorhandenen Mehrwegsystemanbieter einigen.
- Die Kommune kann durch Öffentlichkeitsarbeit und durch Dialogformate Gastronomie und Handel mit den relevanten Akteuren und potenziellen Kooperationspartnern vernetzen.
- Motivieren / Incentivieren der Bürger*innen
- Aktive Öffentlichkeitsarbeit, Mehrweg in kommunalen Einrichtungen als Vorbild, Unterstützung von Informations- und Qualifizierungsaktivitäten usw.
- Beraten der Unternehmen (Handel, Gastronomie usw.)
- Hygieneregeln und rechtliche Vorschriften
- Materialempfehlungen
- Pfandhöhe
- Finanzierung
- Mehrweg in kommunalen Einrichtungen
- Mehrweg auf Veranstaltungen
- Verpflichtende Mehrwegangebote einführen und/oder Mehrwegpflicht in Mietverträgen für z.B. öffentliche Flächen integrieren.
- Spülmobile betreiben (lassen)
- Informationen zu müllfreien Veranstaltungen bereitstellen.
Seit dem 1. Januar 2023 gilt in Deutschland die Mehrwegangebotspflicht (§33 und §34 Verpackungsgesetz). Damit wird die EU-Einwegkunststoffrichtlinie in nationales Recht umgesetzt: Restaurants, Kantinen, Cafés, Catering, Supermärkte, Tankstellen etc., die Essen zum Mitnehmen (To-Go) verkaufen, sind verpflichtet, kundeneigene Mehrweggefäße zu befüllen und ab einer gewissen Verkaufsfläche, auch Mehrwegverpackungen für ihr Essen und Trinken anzubieten.
Mehrwerte für Kommunen – Was bringt’s?
- Weniger Müll ⇒ CO₂-Vermeidung
- Weniger Müll ⇒ mehr Sauberkeit in der Kommune
- Weniger Müll ⇒ reduzierte Kosten für die kommunale Entsorgung
- Vermeidung von Mikroplastikemissionen
- Kundenbindung durch Rückgabe von Pfandbehältnissen
- (Erneutes) Erlernen einer Kreislaufwirtschaft
Erfolgsfaktoren / Stolpersteine – Wie gelingt die Umsetzung?
- Ein flächendeckendes Rückgabesystem mit ausreichend Rückgabestellen
- Eine ausreichende Umlaufhäufigkeit der Mehrwegbehältnisse
- Ein effizientes & wirtschaftliches Logistikkonzept
- Wirtschaftlichkeit des Mehrwegsystems für die beteiligten Unternehmen
- Akzeptanz bei den Verbraucher*innen
- Digitale Infrastruktur für Pfand und Rückverfolgbarkeit
- Einfaches Handling für Gastro und Kund:innen
Ausprägungsformen
- Befüllung kundeneigener Behältnisse
- Die Kund*innen bringen ihre eigenen Gefäße mit. Diese werden unter Beachtung der Hygienevorschriften befüllt. Kostenminimale Lösungen für die Unternehmen, keine aufwendige Logistik erforderlich.
- Individualsystem (Inselsystem)
- Die Unternehmen geben Speisen / Produkte in eigenen Mehrweggefäßen aus. Diese werden von den Kund*innen nach der Benutzung zurückgegeben. Anfangsinvestition, Pfandsystem und Reinigung erforderlich.
- Verbundsystem
- Mehrere Unternehmen betreiben gemeinsam ein lokales Mehrwegsystem. Mehrwegverpackungen werden von den Kund*innen nach der Benutzung zurückgegeben. Ggf. geteilte Anfangsinvestition; Pfandsystem und (gepoolte oder outgesourcte) Reinigung erforderlich.
- Poolsystem
- Die Mehrweggefäße werden von einem Poolsystembetreiber zur Verfügung gestellt, der i.d.R. auch Unterstützung bei der organisatorischen Abwicklung von Ausgabe und Rücknahme der Gefäße übernimmt. Unternehmen bezahlen Nutzungsentgelt, Pfandsystem und (gepoolte oder outgesourcte) Reinigung erforderlich.
Kostentreiber
Abhängig von Ausprägungsform, Durchdringungsgrad bei Unternehmen und Akzeptanz der Verbraucher:innen.